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Drohnenabwehr: Konzepte, Wirkprinzipien und Einordnung

Ein Bild von einem Sicherheitsbeauftragten, der eine Energiestrahl auf eine Drohne richtet.

Technologien zur Drohnenabwehr: Konzepte, Wirkprinzipien und Einordnung

Drohnenabwehr reicht vom einfachen Funkstörer bis zu kinetischen Mitteln und forensischer Bergung. Im Kern lassen sich defensive Maßnahmen nach Ansatzpunkten gliedern: elektronische Störung (RF, GPS, Sensoren), optisch/elektronische Beeinflussung (VIS/IR, Kamerablenden, Laser), energiegerichtete Waffen (Hochenergie-Laser, Mikrowellen) sowie kinetische oder mechanische Maßnahmen (Abschuss, Rammen, Fangnetze). Jede Gruppe hat eigene Vor- und Nachteile in Aufwand, Rechtslage, Kollateralschäden und Wirksamkeit, relevant sowohl gegen zivile Quadrokopter als auch gegen größere taktische/militärische UAS.

Stören im Funk-Bereich: RF-Jamming, GPS-Jamming, Spoofing

Elektronische Gegenmaßnahmen zielen darauf, die Kommunikation oder Navigation zu unterbrechen oder zu manipulieren. RF-Jamming stört die Steuer- oder Telemetrieverbindung; GPS-Störung unterbricht die satellitengestützte Positionierung; Spoofing gibt gefälschte Navigationssignale vor. Die Vorteile dieser Methoden sind die vergleichsweise schnelle Wirkung und kein direkter Kollateralschaden an Unbeteiligten. Nachteile sind begrenzte Reichweite und Wirkung gegen militärische, gesicherte Links und mögliche Auswirkungen auf zivile Funkdienste. Zudem sind rechtliche Restriktionen hoch, ein ungenehmigtes Stören ist in den meisten Rechtsräumen verboten. Aufwand und Wirksamkeit hängen stark von Gegenmaßnahmentechnik (verschlüsselte Links, inertiale Navigation) und Lage ab.

Stören im visuellen Bereich: VIS- und IR-Kameras

Optische Gegenmaßnahmen zielen auf Sensoren: starke Blendung, kontrastverändernde Beleuchtung, Rauch oder Partikelwolken können die Bildqualität reduzieren und IR-Täuschung kann Wärmebildkameras beeinflussen. Zusätzlich zu kamerabasierter Navigation (SLAM, optische Flows) setzen Betreiber oft redundante Sensorik ein, weshalb optische Maßnahmen allein gelegentlich unzureichend sind. Auch hier gilt: einfache Mittel können handelsübliche Kameras beeinträchtigen, bei militärischen Systemen sind robuste, multispektrale Sensor-Sensor-Fusionslösungen üblich.

Energiegerichtete Strahlung: Laser, Mikrowellen, HPM

Hochenergie-Laser oder gerichtete Mikrowellen zielen darauf ab, Elektronik oder optische Systeme zu zerstören oder temporär außer Betrieb zu setzen. Sie bieten das Potenzial für präzise, „kontaktlose“ Neutralisierung mit geringer Streuung, erfordern aber hohe technische Komplexität, Leistung, Kühlung und oft optische Stabilisierung. Der Einsatz ist deshalb meist auf spezialisierte, stationäre oder fahrzeugmontierte Systeme beschränkt. Rechtliche, sicherheits- und haftungsrelevante Fragen sind hier besonders relevant.

Reaktionen bei einer Störung: Fail-Safe, Notlandung, Absturz

Bei Störungen reagieren Drohnen verschieden: automatische Rückkehr, Schwebmodus, Landung an Ort, oder bei heftiger Beeinflussung ein unkontrollierter Absturz. Militärische Systeme besitzen oft robuste Fail-Safes und redundante Navigation (INS, alternative GNSS, sichere Funkkanäle). Für zivile Schutzkonzepte ist wichtig, Maßnahmen zu wählen, die Kollateralschäden durch Absturz/Notlandung minimieren, z. B. durchgezielte Leitung auf unbesiedelte Flächen, virtuelle Geofences oder Fangnetze.

Abschießen oder Rammen: Boden-Luft und Luft-Luft

Kinetische Optionen (Boden-Luft-Raketen, Flak-ähnliche Systeme, Abfangdrohnen) sind in der Regel hochwirksam, bergen aber Risiken für Unbeteiligte und Infrastruktur. Luft-Luft-Abfangmanöver (Rammen, Kollision) werden in militärischen Szenarien eingesetzt, sind jedoch extrem riskant und teuer. Solche Optionen sind vor allem in bewaffneten Konflikten relevant, im zivilen Raum sind sie aufgrund von Gesetzeslage und Kollateralschäden praktisch kaum anwendbar.

Wurf- und Fangnetze, Bergung und Forensik

Mechanische Methoden wie Netze (stationär, abgeschossen oder von Abfangdrohnen) bieten eine risikoärmere Möglichkeit, Drohnen gefahrlos unschädlich zu machen und zu bergen. Nach der Bergung sind forensische Analysen möglich (Logdateien, Komponenten), was Aufklärung und Strafverfolgung erleichtert. Netze sind besonders gegen kleinere Plattformen effektiv, gegen größere taktische Systeme meist ungeeignet.

Resümee: wirksamste und vielversprechendste Prinzipien

Für ein robustes Abwehrkonzept empfiehlt sich ein mehrschichtiger, modularer Ansatz: Detektion (radar, akustisch, optisch) → Klassifikation → gezielte Reaktion aus einem abgestuften Abwehr-Instrumentarium. Elektronische Störung ist schnell und in vielen Fällen wirksam, hat aber rechtliche Grenzen und verliert gegen gehärtete Systeme. Energiegerichte Mittel bieten Präzision, sind aber teuer und technisch anspruchsvoll. Mechanische Netze und kontrollierte Bergung minimieren Kollateralschäden und erlauben Forensik, sind jedoch größenabhängig. Insgesamt sind Kombinationen aus Detektion, nicht-kinetischer Neutralisierung und sicheren Bergungsoptionen am vielversprechendsten, ergänzt durch rechtliche Rahmenbedingungen und Einsatzregeln, die Kollateralschäden vermeiden.

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